Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hat in der Verbandsgemeinde Altenahr nicht nur Infrastruktur und Gebäude zerstört. Auch viele Nebengewässer der Ahr wurden stark in Mitleidenschaft gezogen – die Beseitigung dieser Schäden ist ebenfalls Teil des Wiederaufbaus in der Verbandsgemeinde. Worum geht es dabei genau? Warum spielt die Gewässerwiederherstellung eine wichtige Rolle? Und wie sieht der Zwischenstand aus? Darauf gehen wir in diesem Beitrag näher ein.
Die Verbandsgemeinde Altenahr ist für die Wiederherstellung sogenannter Gewässer III. Ordnung auf ihrem Gebiet zuständig. Laut Wasserhaushaltsgesetz (WHG) handelt es sich dabei um kleine, meist örtlich bedeutsame Fließgewässer. In der Verbandsgemeinde zählen dazu beispielsweise der Kesselinger Bach, der Vischelbach, der Sahrbach oder der Liersbach. Im Gegensatz zu den größeren Gewässern I. und II. Ordnung sind sie nicht für den Wasserabfluss in überregionalem Maßstab entscheidend. Sie dienen vielmehr dem lokalen Abfluss von Regenwasser aus den Seitentälern, der Grundwasserneubildung und der Bereitstellung von Lebensraum für Tiere und Pflanzen – allesamt wichtige Funktionen.
Schäden an Gewässerbetten und Uferbereichen
Durch die Flutkatastrophe entstanden auch an den Gewässern III. Ordnung enorme Schäden: Die enormen Wassermengen und Fließgeschwindigkeiten führten zu großen Geschiebeverlagerungen und Schäden an Gewässerbetten. Dies umfasst Tiefenerosionen, Böschungsabbrüche, Erosionsschäden am Gewässerrandstreifen und Geschiebeansammlungen sowie zerstörte Ufermauern, Einlaufbauwerke und Verrohrungen. Ein großes Defizit sind zudem fehlende Rückhaltungen in den Gewässerläufen.
Intakte Gewässer sorgen für einen nachhaltigen Wiederaufbau
Die derart beschädigten Gewässer können ihre beschriebenen Funktionen nicht mehr ausreichend erfüllen. So stellen sie etwa bei erneuten Starkregenereignisse ein akutes Risiko dar. Deshalb ist es von großer Bedeutung, diese Schäden zu beheben. Eine naturnahe Wiederherstellung soll Hochwasserschutz, Ökologie und Lebensqualität langfristig verbessern und die Region widerstandsfähiger gegenüber künftigen Extremereignissen machen. Nur so ist ein nachhaltiger Wiederaufbau möglich.
Mehrere Maßnahmen bereits abgeschlossen
Bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Wiederherstellung von Gewässern III. Ordnung dient der Verbandsgemeinde Altenahr ein Gewässerwiederherstellungskonzept als fachliche Grundlage. Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und schnell realisierbare Maßnahmen geht sie prioritär an.
Zentral sind aktuell die vier Hauptsysteme Liersbach, Sahrbach, Vischelbach und Kesselinger Bach. Sie haben einen großen Einfluss auf die Ahr und den lokalen Hochwasserschutz. Vor allem die Schaffung von Retentionsräumen kann hier einen großen Beitrag leisten.
Bei der Einrichtung – beziehungsweise Wiederherstellung – klassischer Retentionsflächen und Auen besteht die größte Herausforderung in der Verfügbarkeit entsprechender Flächen. Diese gehören meist nicht den Ortsgemeinden, sodass eine Einigung mit den jeweiligen Eigentümern gefunden werden muss. Dennoch macht auch die Gewässerwiederherstellung Fortschritte – so sind mehrere wichtige Maßnahmen bereits abgeschlossen.
Alter Bärenbach in Rech
Im Unterlauf des Alten Bärenbachs war die vorhandene Rückhaltung durch Sedimente verlandet. Die dazugehörige Stahlbeton-Mauer war beschädigt sowie die Notentlastung zerstört. Die drei Rückhaltebecken wurden freigelegt und die Notüberläufe wiederhergestellt. Zudem wurde der Grobrechen ersetzt, sodass die Rückhaltebecken vor Totholz geschützt werden.
Junger Bärenbach in Rech
Im Bereich der ehemaligen Mülldeponie von Rech war die Rückhaltung des Jungen Bärenbachs durch Sedimente verlandet und die Verrohrung inklusive Rechen und Einlauf zerstört. Die Rückhaltung wurde wiederhergestellt und die Verrohrung ausgetauscht. Im Zuge dessen wurde das Rückhaltebecken an der gleichen Stelle vergrößert. Innerhalb wurden zusätzlich Stauschwellen eingebaut, um die Fließgeschwindigkeit zu verringern. Hinzu kommen eine Raubettmulde als Notüberlauf des Beckens, ein Grobrechen zum Schutz vor Totholz sowie ein neues Einlaufbauwerk für die Verrohrung.
Wollenstockgraben in Kesseling
Der Wollenstockgraben wies Geschiebeansammlungen im Unterlauf, starke Tiefenerosionen und Böschungsabbrüche auf. Zudem war der Bachlauf eingeschnürt und es kam zu einer Verlaufsänderung am Weg entlang. Aus diesem Grund wurde das Geschiebe im Unterlauf beseitigt, die Sohle angehoben und die Durchgängigkeit mit Querriegeln sichergestellt. Dabei wurde die Fließgeschwindigkeit reduziert. Zudem wurde das Gewässer in den alten Verlauf zurückverlegt und in Teilen aufgeweitet. Auch die Böschungssicherung entlang des Weges wurde sichergestellt.
Blick in die Zukunft
Die Arbeit der Gewässerwiederherstellung im Ahrtal geht also mit großen Schritten voran. Weitere Maßnahmen befinden sich derzeit in unterschiedlichen Phasen, sodass auch in den kommenden Jahren kontinuierlich die Wiederherstellung voranschreiten kann.
In der Ausführungsplanung befindet sich aktuell die Maßnahme Dennbach Ufermauer (Ortsteil Ahrbrück). Hier geht es bereits sehr konkret um die Umsetzung der geplanten Arbeiten für einen Baubeginn im Frühjahr 2026.
Für die Maßnahme am Sahrbach (Ortsteil Kreuzberg) wurde bereits die Genehmigungsplanung eingereicht, sodass wir uns auch hier demnächst in der Ausführungsplanung befinden werden.
Die Planungen für Steinbach/Mirbach, Dennbach/Hirschbach, Zippelsbach/Reissbach sowie Sahrbach (Ortsteil Kirchsahr) befinden sich aktuell in der Entwurfsphase. Hier werden derzeit die detaillierten Pläne erarbeitet, die als Grundlage für die nächste Planungsphase dienen.
Ganz am Anfang befinden sich die Gewässersysteme Vischelbach und Gewässersysteme Sahrbach mit der Grundlagenermittlung.
Damit die Planungsleistungen zusätzlicher Gewässermaßnahmen beginnen können, sind weitere Ausschreibungen in Arbeit. Bereits ausgeschrieben sind die Maßnahmen Auelsbach, Bärenbach, Irbach und Nollbach. Im Herbst 2025 folgen noch die Ausschreibungen für die Maßnahmen Gewässersystem Roßbach und Gewässersystem Kesselinger Bach. Für das Jahr 2026 ist schließlich die Ausschreibung der Planungsleistung für das Gewässersystem Liersbach vorgesehen.
Mit diesem klaren Fahrplan wird deutlich, dass die Gewässerwiederherstellung und damit der nachhaltige Wiederaufbau kontinuierlich voranschreitet – von den ersten Vorbereitungen über die detaillierte Planung bis hin zur Umsetzung.
Informationsveranstaltung zur Gewässerwiederherstellung
Mehr zum Thema Gewässerwiederherstellung sowie zum aktuellen Stand der Maßnahmen bot unsere Informationsveranstaltung am 1. September 2025. Die Veranstaltungspräsentation ist hier einsehbar: Zur Präsentation